Auf dem wilden Ritt durch die Neighborhood mit meinem Taxifahrer Kumar bringt mich dieser an die Residenzen zweier Charaktere der Stadt, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Prominentenbude Nummer 1 – Mani Bhavan
Nach dem kurzen Halt am Dhobi Ghat, dem historischen und noch immer aktiven Waschplatz Bombays (oder seit 2001 Mumbais) besuche ich die Wirkungsstätte Mahatma Gandhis. In der heute noblen Gegend, findet sich an der Laburnum Road das dreistöckige Wohnhaus, welches heute zum Museum mit Eintritt gegen freie Spende umfunktioniert wurde.Während das oberste Geschoß in Schaukästen mit Puppen, das gesamte Leben des Friedenskämpfers darstellt, sind in den beiden unteren Geschoße Bild- und Schriftdokumente sowie die spartanischen Arbeits- und Wohnräume Mohanda Karamchand (oder Mahatma) und Kasturba Gandhis zu besichtigen. Beeindruckend und spannend sind die riesige Bibliothek und die Korrespondenzen mit Staatsmännern wie Hitler oder King George V. Mir zeigte die Ausstellung, dass wir in Europa, Gandhi als den sich opfernden Gutmenschen viel zu inflationär zitieren, ohne wirklich zu wissen, welche Initiativen und waghalsige Aktionen er startete. Ich oute mich hier als Geschichtsbanause – ich wusste nicht einmal, dass er einem Attentat zum Opfer fiel – wie peinlich.
Bei einem Besuch in Mumbai ist das kleine, feine Museum definitiv einen Besuch wert. Sollte man Gandhi’s Geschichte nicht schon kennen wird das Haus sicherlich das Interesse wecken, mehr zu erfahren. Zumindest fühlt man sich nach dem Rundgang fast schon verpflichtet, sich mit diesem kleinen Stück Weltgeschichte zu befassen.
Prominentenbude Nummer 2 – Antilia
Wir blicken auf die Uhr, noch 30min Zeit und wir stecken mittlerweile in der Rush Hour. (Ich persönlich kenne keinen Unterschied zu den anderen verrückten Tageszeiten)
„I’ll show you Antilia House“
Ich willige nichtsahnend ein und kurz darauf halten wir vor einem Hochhaus, vermutlich einem Hotel, wie es so viele in Ballungszentren gibt.
„… Built this for 2 billion dollars. Was his residence, now is empty, is only used for his friends.“
Aha? Der indische Donnie Trump oder wie? Ich frage nach. Kumar erklärt mir, Mukesh Ambani ist Großindustrieller, der unter der Petrochemiefirma Reliance Industries firmiert und ist derzeit viertreichste Mensch der Welt. Scheinbar sind seine Finger in allem, was zum Spekulieren anregt und er scheffelte in den letzten 3 Jahrzehnten sein Vermögen, welches er nun nach seiner „Regentschaft“ seine beiden Söhnen vermachte.
Zugänglich ist das Haus natürlich nicht, man kann nur die mehrstöckige Garage für die Vielzahl an Sammlerwägen erahnen. Kumar durfte schon einmal vorfahren und die erlauchte Gesellschaft nach Hause begleiten – er fahre auch ab und zu für ein Limousinenservice berichtet er stolz.
„Marble walls like Taj Mahal“ schwärmt er.
Ich werfe meine Visitenkarte in einen Schlitz, den ich als Postkasten am Main Gate ausmachte. (jetzt wo ich darüber nachdenke… Haben Luxusvillen und im Speziellen in Mumbai überhaupt Briefkästen??) Ich lasse nichts unversucht und hoffe, irgendwann einmal zu einem rauschenden Fest der Ambanis geladen zu werden. Bis dahin hab ich ja die Hotelbar.
Was verbindet nun Gandhi und Ambani? angesichts der Lebensstile reichlich wenig. allerdings gibt es einen kleinen netten Taxifahrer, der die beiden touristisch bei einer Fahrt durch sein Lieblingsviertel zusammenführt.